Erste Hilfe - Die Wundversorgung
Kleine, offene Verletzungen könnt ihr selbst versorgen.
Folgendes müsst ihr dabei beachten:
Schnittwunden
Drücke die Wundränder aneinander, und verpflaster die Öffnung quer zur Schnittrichtung. Eine starke Blutung müssen mit einem Druckverband gestillt werden. Schnittwunden, die mehr als zwei Zentimeter lang sind, sollten genäht oder geklammert werden.
Schürfwunden
Stark verschmutzte Wunden sollten vorsichtig gereinigt werden. Decke die Wunde dann zum Schutz vor Infektionen mit einer sterilen Wundauflage ab.
Stichwunden
Decke die Wunde steril ab. Starke Blutungen müssen mit einem Druckverband gestillt werden. Spitze Gegenstände, die noch in der Wunde stecken, muss der Arzt entfernen. Wenn du dies selbst versuchst, kann dadurch zusätzliches Gewebe verletzt werden.
Allgemein sollte man immer mindestens ein Verbandspäckchen dabei haben. Wenn man aber keins dabei hat oder es bereits aufgebraucht hat, muss man logisch denkend auf Alternativen ausweichen. Solche wären zum Beispiel Stoffstücke aus der Kleidung wie Hemd oder Hose, die möglichst sauber sein sollte.
Blutungen stillen
Verletzte Blutgefäße führen zu Blutungen. Der Verlust von einem Liter Blut - etwa ein Sechstel der gesamten Blutmenge im Körper - kann für Erwachsene gefährlich werden. Es droht ein Kreislaufschock, bei starkem Blutverlust kann der Betroffene verbluten. Bei Kindern reicht bereits eine geringere Menge, da sie weniger Blut besitzen.
Kleinere Wunden hören normalerweise in wenigen Minuten von selbst auf zu bluten. Dafür sorgt die Blutgerinnung mit Hilfe von Eiweißen und Blutplättchen, die sich im Blut befinden. Starke Blutungen müssen mit einem Druckverband gestillt werden. Lege dazu ein steriles Verbandpäckchen auf die Wunde, und befestige es mit der beigefügten Mullbinde. Auf die Wundauflage kommt nun das Druckpolster (zum Beispiel eine Mullbindenrolle oder Zellstoffpolster), das ebenfalls mit einem Verband fest fixiert wird.
Der Verband soll die Blutung stillen, darf aber den Blutrückfluss nicht einschränken. Wenn Blutgefäße sichtbar anschwellen und sich die Haut bläulich verfärbt, muss man den Verband ein wenig lockern. Blutet er trotzdem durch, lege einen weiteren Druckverband darüber an. Den alten Verband nicht abnehmen!
Wird eine Schlagader verletzt, blutet es stark; das Blut dringt im Rhythmus des Herzschlags aus der Wunde. Halte das verletzte Körperteil hoch, und drücken Sie die Schlagader oberhalb der Wunde (also zwischen Herz und Wunde) an den darunter liegenden Knochen. Starke Blutungen an Extremitäten können an der Stelle darüber für einige Minuten (und nicht länger!) abgebunden werden.
Desinfektion
Gesunde Haut schützt den Körper vor Krankheitserregern. Bei einer offenen Wunde ist dieser Schutz nicht mehr gegeben. Keime stören die Wundheilung und führen zu Infektionen. Die mögliche Folge einer Wundinfektion ist eine Blutvergiftung. Sie macht sich durch rote Streifen von der Wunde in Richtung Herz bemerkbar. Die sichtbaren Linien entsprechen nicht den Blutgefäßen, sondern den Lymphbahnen. Außerdem schwellen die Lymphknoten in der Umgebung der Wunde schmerzhaft an. In diesem Fall müssen Sie sofort zum Arzt.
Damit die Wunde nicht verunreinigt wird, darfst du sie nicht berühren und nicht mit Puder, Salben oder Spray behandeln oder mit Wasser auswaschen. Decke die Wunde statt dessen mit einer sterilen Mullbinde ab. Die Wunden können desinfiziert werden, z.B. mit Polyvidonjod oder Octenidindihydrochlorid, das die Haut nicht verfärbt. Ausnahme: Verbrennungen müssen mit kaltem Wasser längere Zeit gekühlt, Verätzungen unter fließendem Wasser gründlich ausgewaschen werden.
Eine lebensgefährliche Komplikation, die durch Verunreinigung der Wunde entsteht, ist Tetanus (Wundstarrkrampf). Die Krankheit wird durch Bakterien hervorgerufen, die sich vor allem in Erde, Schmutz und Kot befinden. Die Erkrankung bricht etwa drei bis 20 Tage nach der Infektion aus. Es kommt zu schmerzhaften Muskelkrämpfen, die sich vom Gesicht aus auf den ganzen Körper ausbreiten. Ohne Behandlung ist Tetanus tödlich. Der beste Schutz ist die Impfung. Eine weitere tödliche Komplikation ist die Infektion mit Tollwuterregern. Wenn du von einem unbekannten Tier gekratzt oder gebissen worden bist, musst du sicherheitshalber zum Arzt gehen. Nur eine sofortige Behandlung verhindert, dass die Krankheit ausbricht.
Heilungsprozess
Die richtige Wundversorgung unterstützt den Heilungsprozess. Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Wundauflagen. Primäre Wundauflagen liegen unmittelbar auf der Wunde. Sie müssen steril sein, Wundsekret aufsaugen, ohne die Wunde auszutrocknen, und sie dürfen nicht mit der Wunde verkleben, damit man nicht mit jedem Verbandwechsel die Wunde von neuem aufreißt. Sekundäre Wundauflagen, zum Beispiel die Trägerfolie des Wundschnellverbandes, fixieren die primäre Auflage an der Wunde. Die Wundauflage hilft dabei, die Blutung zu stillen, und schützt vor äußeren Einflüssen. Sekundäre Wundauflagen kommen also nicht direkt mit der Wunde in Berührung.
Wundauflagen bestehen meist aus saugfähigem Material wie Vliesstoff oder Baumwolle, sekundäre Auflagen auch aus klebendem Fixiermaterial. Für kleinere Wunden gibt es auch Sprühverbände mit desinfizierenden Eigenschaften (beispielsweise mit dem Wirkstoff Chlorhexidin).
Watte oder Zellstoff darfst du nicht direkt in die Wunde legen. Das Material sondert Flusen ab, die die Wunden verunreinigen und die Heilung beeinträchtigen.
Neben dem zweiteiligen Wundverband - primäre und sekundäre Wundauflage - gibt es die Dreischichten-Wundauflage. Sie besteht aus einer Kontaktschicht, einer mittleren und einer äußeren Schicht. Die Kontaktschicht muss sich gut an die Oberfläche der Wunde anpassen können, damit das Wundsekret mit der Wundauflage engen Kontakt hat und so der Sog des Speichermaterials hergestellt werden kann. Die mittlere Schicht saugt das Wundsekret auf und speichert es. Je saugfähiger das Material dieser Schicht ist, desto seltener muss der Verband gewechselt werden. Die äußere Schicht fixiert die Wundauflagen. Sie muss wasserundurchlässig bzw. wasserabweisend, trotzdem aber atemaktiv sein. So können einerseits keine Krankheitserreger über die Flüssigkeit in die Wunde gelangen, andererseits bildet die Wundauflage keine feuchte Kammer über der Wunde, unter der die Haut aufquellen und die Wunde nässen würde.